2012 waren wir mit unserem Audi 100 Coupé S bei den ersten Oldtimer-Rallyes gestartet. Wir starteten, weil wir es lieben mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein. Weil es Spaß macht neue Strecken kennen zu lernen. Weil die Straße halt das Ziel ist. Unser Wissen über diese klassischen Ausfahrten tendierte zu diesem Zeitpunkt gegen Null. Wir wussten nicht, was uns erwartet, aber wir wollten dabei sein.
Oldtimer-Rallye – mehr als nur fahren.
Sehr schnell merkten wir, dass man auf einer Classic Rallye wesentlich mehr braucht, als nur einen Oldtimer. In den Bordbüchern standen Sollzeichen und es wurde von Gleichmäßigkeitsprüfungen gesprochen. Die Teilnehmer berichteten von Schnitttabellen, von Timern und von Rallye-Computern. Unsere Platzierungen in diesem ersten Jahr waren – Nun ja, sagen wir: Wir waren dabei!
Wir bemühten uns Neues zu erfahren und fragten auch öfters bei google nach. Wir sprachen mit Freunden und neuen Bekannten. Ich las Handbücher im Netz. Und wir bekamen den Tip: Das Oldtimer-Rallye-Training in Simmern. Die kalten Monate des Jahres waren angebrochen und der Oldtimer fein in der Garage verstaut. Also wirklich einmal Zeit genug um alle Informationen wirken zu lassen. Schnell wurde mir klar: Da will ich mitmachen. Und da ich sowieso noch auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk für meine Co-Pilotin war, war die Sache auch schnell gebucht. Im Rallyesport heißt das übrigens „genannt“. Man nennt sich und sein Fahrzeug zur Teilnahme und bekommt bei erfolgreicher Rallye Nennung eine Nennbestätigung vom Veranstalter.
Mitte Juni 2013 war es dann endlich so weit. Das Oldtimer-Rallye-Training mit Patrick Weber stand an. Wir hatten bereits die ein oder andere Rallye im Frühsommer gefahren und weitere grundlegende Erfahrungen gesammelt. Unser Wagen war zwischenzeitlich mit einem Fahrradtacho zur genaueren Kilometrierung ausgerüstet, eine Schnitttabelle war ausgedruckt und verschiedenste Timer und Stoppuhren befanden sich im „Rallyekoffer“. So saßen wir gerüstet und mit einem gewaltigen Schub Motivation im Schulungsraum des Bergschlösschen Simmern.
Die Theorie-Etappe
Am Vormittag des Oldtimer-Rallye-Training bekamen Fahrer und Beifahrer nun von Dozent Patrik Weber allerhand Informationen. Die Grundlagen des Rallye-Sports wurden uns im Detail vermittelt. Unter anderem wurde uns die Bedeutung der einzelnen FIA-Rallye-Schilder erklärt. Auch der richtige Umgang mit den Schnitttabellen, das Errechnen der richtigen Kilometrierungen bei Tachoabweichungen und das Lesen von Chinesenzeichen standen auf der Tagesordnung am Vormittag.
Nach dem gemeinsamen Theorieteil wurden die Teilnehmer kurz vor Mittag gesplittet. Die Fahrer bekamen mit Ihren Fahrzeugen nun die Grundlagen der Lichtschranken-Prüfungen von Patrick beigebracht. Besonders interessant war es hier die gedankliche Linie der Lichtschranke auf der Seitenscheibe des eigenen Fahrzeugs zu markieren. Zeitgleich instruierte der zweite Dozent Bernd Halffmann die Co-Piloten genauestens in der Berechnung für Sollprüfungen und Gleichmäßigkeits-Etappen. Als Berechnungsgrundlage gelten hier immer die Zeit, die Strecke und die Geschwindigkeit.
Lichtschranken – auf die 1/100 Sekunde genau
Gerade die Zeit ist im Oldtimer-Rallye-Sport sehr maßgebend. Während wir uns im Alltag bei der Pünktlichkeit auf die Minute konzentrieren, sind dies im klassischen Sport Zehntel- und Hundertstel-Sekunden. Eine Abweichung um einen Sekunden-Bruchteil entscheidet im Rallye-Sport meist über Sieg und Niederlage. Aus diesem Grund ist die Präzision beim Fahren von Lichtschranken extrem wichtig und ausschlaggebend. Daher genießt das Lichtschrankenfahren beim Oldtimer-Rallye-Training des Hunsrück-Auto-Club e.V. einen hohen Stellenwert. Während der praktischen Übungen nach der Mittagspause ging es in ein wenig befahrenes Industriegebiet um das Fahren der Lichtschranken ausgiebig zu trainieren. Auf die zehntel Sekunde genau wurden wir von den Dozenten instruiert und immer wieder auf Fehler hin gewiesen. Learning by doing ist in diesem Fall ein funktionierendes Konzept!
Anspruchsvolle Umsetzung
Am Ende eines langen Tages waren wir um vieles reicher. Das Oldtimer-Rallye-Training hatte uns einiges an Know-How mit auf die Strecke gegeben. Die Präzision der Zeitnahme, der Spaß auf der Strecke und sekundengenaues Fahren war nun kein Geheimnis mehr. Nun wissen wir uns für die Oldtimer-Rallyes der Zukunft gewappnet. Es bedarf jedoch sehr viel Übung.
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Der Beweis wird geliefert
Was wir gelernt hatten wollten wir natürlich direkt umsetzen und unter Beweis stellen. Welch ein Zufall, dass direkt am Folgetag die ADAC Schinderhannes Classic 2013 das HAC e.V. in Simmern stattfand. Dazu jedoch im nächsten Bericht mehr.
Weitere Informationen zum Rallye-Training für Youngtimer und klassische Fahrzeuge finden sich auf der Homepage zum Lehrgang.